Rosenkriege

Rosenkriege
I
Rosenkriege,
 
Bezeichnung für die englischen Thronfolgekriege 1455-85 zwischen den beiden Plantagenet-Seitenlinien Lancaster (rote Rose im Wappen) und York (weiße Rose). Nach wechselhaften Kämpfen erlangte Eduard IV. aus dem Hause York am 4. 3. 1461 das Königtum; König Heinrich VI. aus dem Hause Lancaster (seit 1453 geistig umnachtet), dessen Ansprüche von seiner Gemahlin Margarete von Anjou aufrechterhalten wurden, unterlag militärisch am 29. 3. 1461 bei Towton und nach seiner Wiedereinsetzung als König 1470 am 4. 5. 1471 bei Tewkesbury. Mit dem Sieg Heinrichs (VII.) Tudor über Richard III., den Bruder Eduards IV., in der Schlacht bei Bosworth (22. 8. 1485 setzte sich der Erbe des Hauses Lancaster durch; Heinrich VII. vereinte 1486 durch die Heirat mit Elisabeth (* 1466, ✝ 1503), der Tochter Eduards IV., die Ansprüche beider Häuser und begründete die Dynastie Tudor.
 
 
A. Goodman: The wars of the roses (London 1981);
 K.-F. Krieger: Gesch. Englands, Bd. 1: Von den Anfängen bis zum 15. Jh. (1990).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
 
England im Zeichen der Rosenkriege (bis 1485): Streit um den Thron
 
II
Rosenkriege
 
Das Ringen zwischen den Häusern Lancaster (rote Rose) und York (weiße Rose) um die Königswürde in England, das von 1455 bis 1485 dauerte, ist nicht als Bürgerkrieg zu bezeichnen. Es handelte sich eher um Fehden zwischen Magnaten mit begrenzten Söldnertruppen. In die Kämpfe waren außerbritische Staaten kaum einbezogen, Frankreich und Burgund spielten nach dem Ende des Hundertjährigen Krieges nur am Rande eine Rolle. So grausam sich die Großen und die Krieger auch behandelten, die ökonomischen Folgen waren nicht so schwer, wie die lange Dauer der Streitigkeiten vermuten lassen könnte. Hinterlist, Betrug, Grausamkeit und Verrat, die in diesen Auseinandersetzungen an der Tagesordnung waren, haben vor allem Dramatiker und Romanschriftsteller herausgefordert (z.B. Shakespeare und Sir Walter Scott).
 
Die Rosenkriege begannen 1455, als dem schwachen König Heinrich VI. aus dem Hause Lancaster der Thron von Richard von York streitig gemacht wurde. Eine wichtige Rolle bei der Auseinandersetzung spielte Graf Warwick. Er entschied den Konflikt dadurch zugunsten der Yorks, dass er mit der Garnisonstruppe aus Calais, dem letzten Stützpunkt Englands in Frankreich, in London einmarschierte. Richard fiel zwar, aber sein Sohn Eduard wurde 1461 (als Eduard IV.) zum König ausgerufen.
 
Zehn Jahre musste Eduard um die Sicherung seiner Herrschaft kämpfen. Er wurde sogar zunächst von seinem Bruder Clarence und dem Grafen von Warwick nach Burgund vertrieben. Der ehemalige König Heinrich VI. wurde aus dem Tower befreit und wieder eingesetzt. Eduard kehrte jedoch mit Unterstützung Burgunds nach England zurück. 1471 fiel Warwick im Kampf wie auch der Sohn Heinrichs VI.; Eduard gewann erneut die Oberhand und ließ Heinrich VI. im Tower ermorden.
 
Eduards Außenpolitik war wenig ruhmreich. Seine Expedition nach Frankreich 1475 scheiterte; er ließ sich durch eine Geldzahlung zur Umkehr bewegen. In England kehrte vorübergehend Ruhe ein, Eduard errichtete eine zunächst stabile Herrschaft. Als er 1483 starb, kam es erneut zu Thronstreitigkeiten, da sein Sohn (Eduard V.) minderjährig war. An seiner Stelle übernahm der Bruder Eduards IV., Richard von Gloucester, die Regierungsgeschäfte. Er bestieg als Richard III. den Thron, ließ die Söhne seines Bruders für illegitim erklären und ermorden.
 
Gegen Richard III. trat nun ein neuer Konkurrent auf, der sich auf seine Herkunft aus dem Hause Lancaster berief: Heinrich Tudor, der in Frankreich Asyl gefunden hatte. In der Schlacht von Bosworth 1485 wurde Richard III. von Heinrich besiegt und fand den Tod; Heinrich wurde zum König ausgerufen. Als Heinrich VII. stellte er die Ruhe durch ein rigoroses Vorgehen gegen das Fehdewesen und die adligen Privatarmeen wieder her. Er stärkte die Königsmacht, indem er das Gerichtssystem ausbaute und den selbstherrlichen Hochadel zurückdrängte.

Universal-Lexikon. 2012.

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